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Die "Kleine Bühne" ganz groß!!!

Michael Jaesrich

Eröffnet wurde der Abend vom Leiter der Unter- und Mittelstufen-AG „Kleine Bühne“ Christoph Nörr, der seinem Stolz freien Lauf ließ: „Ich habe in den letzten zwei Jahren gesehen, was für Talente und wieviel Herzblut in meiner Truppe stecken.“

Eingeleitet von einer Rahmenerzählung wurde das zahlreich erschienene Publikum mitgenommen in das Jahr 1496. Die junge Tochter des Uracher Grafen Eberhard (Jannis Steger), Rosa Marie (lebensfroh verkörpert von Rahel Weber), ist ein echter Wildfang und kümmert sich weder um die politischen Ränke des Hofes noch um die herrschenden Standesschranken, was ihre innige Freundschaft mit ihrer Zofe Irma (Amrei Schmid) beweist.

Doch so leicht lässt sich die eigene Individualität am spätmittelalterlichen Hof nicht leben. So besteht der Vater auf einer baldigen Hochzeit mit einem Spross des Hauses Lichtenstein, um diplomatische Bindungen zu festigen und die strenge Stiefmutter Walpurga (herrlich interpretiert von Alessa Wirth) sucht Wege, die eigene Tochter Sophie (Maya Baumann) und nicht zuletzt sich selbst an die Spitze des Staates zu setzen. Die Grafentochter Rosa Marie steht dabei allerdings im Wege: „Rosa Marie muss weg!“

Aus dieser Konstellation ergeben sich in der Folge unheilvolle, an traditionelle Märchen erinnernde Verwicklungen. Walpurga hat einen teuflischen Plan ausgeheckt und bedient sich schwarzer Magie, um die lästige Tochter ihres Mannes loszuwerden. Mit abgründiger Raffinesse nutzt die Stiefmutter die große Freundschaft zwischen Rosa Marie und ihrer Zofe Irma aus, indem sie sich kurzerhand in die Dienerin verwandelt und die Grafentochter mit Hilfe eines Zaubertrankes in die Zukunft verbannt.

Dort angekommen erinnert sich Rosa Marie erst einmal an gar nichts. Sie wird von freundlichen Schülern (Marius Wirth, Lulu Dwork-Weis, Sophie Gassner, Hanna Unruh) des GEG (wie kann es anders sein;-) mit in die Schule genommen, wo die herrlich überdrehte Sekretärin der Schule (Hanna Hüppop) versucht, die wunderliche Situation in den Griff zu bekommen. Im Geschichtsunterricht des GEG erfährt die immer noch benommene Rosa Marie, dass ihre Stiefmutter in der Vergangenheit ganze Arbeit geleistet hat. Die Lehrerin (Luisa Baumann)  verkündet den mittelmäßig interessierten Schülern nämlich, dass der Graf vergiftet wurde und Walpurga die Macht in Württemberg an sich gerissen habe. Ganz nebenbei werden in kurzen Ausblendungen in die Rahmenhandlung die grundlegenden Dilemmata des Zeitreiseparadoxons thematisiert –Science Fiction lässt grüßen.

Das umfassende Thema des Abends ist die Freundschaft und so bleibt es Irma überlassen, die bösen Pläne Walpurgas zu vereiteln. Sie nimmt das Risiko einer Zeitreise auf sich, um ihre Freundin Rosa Marie zu retten und die Verwerfungen in Zeit und Raum zu reparieren. Wie und ob ihr das gelingt, soll an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden.

Alles in allem gelingt der „Kleinen Bühne“ mit ihrer diesjährigen Produktion schlichtweg der große Wurf! Die Geschichte ist witzig und intelligent, was die begeisterten Reaktionen des Premierenpublikums deutlich gezeigt haben. Mit großem schauspielerischen Einsatz und zahlreichen dramaturgischen Kniffen zogen unsere Nachwuchsschauspieler alle Gäste in ihren Bann und beweisen ganz nebenbei, auf welch hohem Niveau am GEG Theater gespielt wird…bei Groß und „Klein“.

Dass das Wirken dieser Arbeitsgruppe nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, wird klar, wenn man sich vor Augen führt, dass die Theateraufführung „nur“ den ersten Teil des Abends füllte. Nach einer kurzen Pause wurden dem Publikum nämlich noch zwei Kurzfilme präsentiert, die, wie auch das Stück, komplett selbst geschrieben und in Szene gesetzt wurden. Eine genaue Darstellung der präsentierten Geschichten würde den Rahmen sprengen, doch sei so viel gesagt; auch diese beiden Filme behandeln, wenn auch mit sehr unterschiedlichen Zugängen, den Kern wahrer Freundschaft. Mit ihrer neuesten Filmproduktion „Emily  - Kampf zwischen den Welten“ betrat die „Kleine Bühne sogar die düsteren Gefilde des Horrorgenres. Viele der Anwesenden staunten nicht schlecht, als sie sahen, mit welchem technischen Geschick Szenen gedreht, Ton abgenommen, Spezialeffekte umgesetzt und waghalsige Schnitte gesetzt wurden. Auch der cineastische Teil des Abends machte Lust auf mehr.

Zum Abschluss bleibt nur noch zu sagen: Chapeau an alle Beteiligten!

 

Amrei Schmid, Rahel Weber, Alessa Wirth, Janis Steger, Maya Baumann, Luisa Baumann, Hanna Unruh, Marius Wirth, Lulu Dwork-Weis, Sophie Gassner, Hanna Hüppop, Merle Schwaigerer, Elisa Giulia Schipper, Valerie Gorbulenko, Lilly-Sophie Knauf, Lynn Bury, Eda Diler, Stella Stavrakis, Mia Digel und natürlich dem spiritus rector Christoph Nörr!